Für mich ist Kommunikation das Geheimnis einer jeden guten Beziehung, nicht nur in einer Liebesbeziehung. Wir haben einen Weg gefunden uns ehrlich auszutauschen, regelmäßig. Im Zwiegespräch. Ein Erfolgsgeheimnis unserer langjährigen Beziehung.

Zwie·ge·spräch
Substantiv, Neutrum [das]
[vertrauliches] Gespräch, Gedankenaustausch zwischen zwei Personen

Der Ansatz für das Zwiegespräch stammt vom Arzt und Psychoanalytiker Michael Lukas Moeller und seiner Frau. Der Grundsatz ist simpel, aber wirkungsvoll: Es gibt in einer Beziehung nicht die eine, richtige Wahrheit, sondern jede und jeder von uns hat eine eigene Wahrheit. Und auch wenn wir das verdammt oft denken, ist keine von ihnen ist besser als die andere. Wir müssen miteinander reden, um die Wahrheit des Anderen kennenzulernen und zu verstehen – aber anders als wir das in unserem Alltag gewöhnt sind. Die Gesprächsmethode ist nicht nur für Paare geeignet, sondern auch für Eltern und ihre Kinder, Geschwister, Freunde oder Arbeitskollegen.

Das Zwiegespräch beim Spaziergang

Seit wir das Zwiegespräch regelmäßig führen, gibt es immer wieder eine Möglichkeit sich auszutauschen, seine Gefühle, Positionen, Meinungen und Sichtweise dem anderen zu vermitteln – ohne Vorwürfe und Türen knallen. Seit mehr als 2 1/2 Jahren machen wir jeden Sonntag einen Spaziergang und unser Zwiegespräch. Es ist glaube ich in der ganzen Zeit nur drei Mal ausgefallen. Denn es ist uns beiden wichtig, und wir haben erkannt, wie gut es uns tut. Sich selbst, die Woche und die Beziehung zu reflektieren. Dem anderen zuzuhören und zu wissen was gerade in ihm vorgeht.

Diese Methode veränderte unsere Partnerschaft. Sie ist für den Konfliktfall sowie zur Vorbeugung geeignet. Und deshalb möchte ich sie mit euch teilen.

Aber wie funktioniert das Zwiegespräch? Man führt zu zweit und im zeitlichen Wechsel ein Gespräch. Dabei berichtet jeder, wie er sich selbst den anderen und die gemeinsame Beziehung erlebt. Dadurch entwickeln sich die Fähigkeit sich aufmerksam und geduldig zuzuhören, sich in den Anderen einzufühlen, zu vertrauen und anzuerkennen.

Das Zwiegespräch beim Spaziergang

Die Unterhaltung folgt einfachen, aber festen Regeln. Beide Partner verpflichten sich, diese Regeln einzuhalten.

Anleitung für ein Zwiegespräch

1. Feste Zeit: Vereinbart einen festen, wöchentlichen Termin von 60-90 Minuten. Am besten ihr vereinbart auch direkt einen Ersatztermin, falls mal was dazwischen kommt. Denn das Geheimnis des Zwiegesprächs liegt auch in der Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit. Deshalb solltet ihr euch auch einen Ort suchen, an dem ungestört miteinander reden könnt. Beginnt pünktlich und hört pünktlich auf.

2. Fester Ablauf: Am besten seht ihr einander an, denn das Wesentliche wird auch über Mimik und Gestik übermittelt. Konzentriert euch auf eine einzige Sache: euch beide. Das heißt, ihr schaltet alle Störungen aus – Handy, Hintergrundmusik, Fernsehen usw.

3. Fester Wechsel: Gesprochen wir abwechselnd für 10-15 Minuten bis beide drei Mal dran war. Jeder hat den gleichen Redeanteil – ohne Unterbrechungen durch den Anderen. Wenn einer nichts zu sagen hat oder Zeit zum Nachdenken braucht, dann schweigt er. Stille gehört dazu. Gesamtzeit 60-90 Minuten.

4. Festes Thema: Wer spricht bleibt bei sich und spricht in Ich-Botschaften. Ich erzähle dir, von mir. Was mich bewegt, wie ich mich wahrnehme, was ich fühle, was mir gefällt, was ich mir wünsche, was ich fürchte, wie ich unsere Beziehung erlebe und welche eigenen Empfindungen ich mit Blick auf den Partner habe. Jeder von euch entscheidet selbst, worüber sie oder er in der Redezeit sprechen möchte und lässt den anderen teilhaben. Aufeinander Bezug nehmen ist okay, aber kein Muss. Wichtig: Keine Interpretationen, Vorwürfe oder Unterstellungen. Und wer zuhört schweigt – keine Fragen, keine Kommentare, keine Ratschläge. Denn es geht darum den Anderen in seiner Andersartigkeit kennen und annehmen zu lernen.

Mein Buchtipp:
Die Wahrheit beginnt zu zweit: Das Paar im Gespräch
von Michael Lukas Moeller

Warum Zwiegespräche so gut tun

Nach einigen Durchgängen hat man die Regeln verinnerlicht. Man lernt nicht nur den Partner besser kennen, sondern auch sich selbst. Das Zwiegespräch zwingt uns zum Reflektieren. Man lernt die eigenen Gefühle klarer auszudrücken, souveräner mit ihnen umzugehen und als Handlungen Ihres Unbewussten zu verstehen. Auch eigene Bedürfnisse und Wünsche werden bewusst wahrgenommen und formuliert.
Nach dem Zwiegespräch fühlen wir uns einander nah. Auch wenn man sich im Alltag und all den Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, manchmal verliert. Wenn jeder die Wirklichkeit des anderen kennen lernt, wird die Partnerschaft bereichert.

Zwiegespräche wirken über sich hinaus, auch andere Gespräche werden wesentlicher und offener.

Das Zwiegespräch

Vielleicht magst du den Artikel ja auch deinem Freund, deiner Freundin, deiner Frau oder deinem Mann zu lesen geben. Vereinbart noch heute einen Termin für euer erstes Zwiegespräch, am besten in den nächsten sieben Tagen. Jeder kann sofort damit beginnen und ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr eure Erfahrungen damit auch teilen mögt.

Und was meinst du?

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